Quarantäne mit Kindern

Die ganze Familie ist in Isolation zuhause − aufgrund der Corona-Pandemie ist diese Situation für viele Familien derzeit Realität. Viele Eltern fragen sich: Wie können wir für eine stressfreie Zeit sorgen? Wie gehen wir mit den Gefühlen unserer Kinder um? Und darf es auch mal etwas mehr Medienzeit sein?

 

In unserem Experteninterview zum Thema Quarantäne gibt es Tipps, wie Eltern gut durch die Quarantäne-Zeit kommen. Außerdem haben wir das Quarantäne-Special der Sendung mit dem Elefanten für Sie bereitgestellt.

Vater mit Kind sitzt auf dem Boden. Er arbeitet am Laptop und das Kind spielt.
Silvia Schneider

 

 

 

Frau Prof. Dr. Schneider ist Universitätsprofessorin an der Ruhr-Universität in Bochum und Direktorin des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit in Bochum.

Tanja Mairhofer

 

 

Tanja Mairhofer, die Moderatorin der Sendung mit dem Elefanten, hat ihr wichtige Fragen zur Quarantäne mit Kindern und zu Belastungen von Familien während der Pandemie gestellt. In ihrem Interview gibt Frau Prof. Dr. Schneider Tipps, wie die ganze Familie ihren Alltag auch während einer Isolation strukturieren kann und sie verrät, warum es für die Kinder wichtig ist, dass es auch den Eltern gut geht. Lesen Sie im Folgenden das gesamte Interview!

Alltag in der Quarantäne

Was ist während der Quarantäne mit Kindern besonders wichtig?

„Gefühlt sind wir seit zwei Jahren (Stand 2022) in Quarantäne und viele Menschen sind jetzt mürbe und hoffen, dass es anders wird. Umso wichtiger ist es, trotzdem zu sehen: Wir haben eine Menge geschafft, wir haben viel erreicht und trotz mehrerer Corona-Varianten haben wir wenigstens eine Situation, in der wir wissen, was wir tun können.

Wenn es jetzt konkret um den Alltag mit kleinen Kindern geht, ist eine ganz wichtige Maßnahme, Strukturen auch während der Quarantäne möglichst so beizubehalten, wie sie auch außerhalb bestehen. Also morgens zur gleichen Zeit aufzustehen, ähnliche Essens- und Spielzeiten zu reservieren und den Tag so weit es geht abwechslungsreich zu planen: Mit Bewegung, gesunder Ernährung und genügend Ausruhen dazwischen."

Wie wichtig sind Regeln und Struktur während der Quarantäne?

„Das ist wichtig, aber man sollte auch nicht zu streng mit sich sein. Wir sind alle belastet durch diese lange Zeit der Isolation und immer wieder eingeschränkte Bewegungsfreiheit und da darf man Regeln, die sonst immer gelten, auch mal lockern. Zum Beispiel eine Geschichte auch mal etwas länger über Video oder Apps zu hören oder auch mal häufiger Süßkeiten zu bekommen – also nicht alles zu streng zu nehmen, aber trotzdem muss für die Kinder die Linie sichtbar sein. Denn wenn die Kinder jetzt etwas brauchen, dann ist es Struktur und Vorhersagbarkeit."

Wie wichtig sind für Kinder Kontakte zu anderen Kindern und wie kann man Einsamkeit vorbeugen?

„Kinder brauchen soziale Kontakte und es ist gut, wenn wir trotz Quarantäne versuchen, sichere Sozialkontakte zu ermöglichen. Dazu eignet es sich, mit verschiedenen Eltern feste Spielgruppen abzusprechen und sich regelmäßig zu treffen. Dazu würde ich unbedingt raten. Mit einer guten Planung und Struktur kann man den Kindern durchaus soziales Leben ermöglichen – und den Eltern auch, die sind ja zumindest bei jungen Kindern dann auch mit dabei."

Darf ich meinem Kind in dieser Ausnahmesituation mehr Medienzeit erlauben?

„Also erst einmal: Aktuell es ist es Normalität bei vielen Familien, dass der Medienkonsum hoch geht, dies zeigen uns die Zahlen aus der Pandemie. Und ich würde dem jetzt keine so große negative Wirkung zuschreiben. Wir sind nun mal mit den Quarantänen in Ausnahmesituationen und ich finde, das kann man Kindern auch vermitteln. Also zu sagen: Wir haben jetzt einfach eine schwierige Zeit und deswegen sind manche Regeln ausnahmsweise außer Kraft gesetzt, die normalerweise gelten. Aber wenn wieder Normalität ist, dann gelten die alten Regeln. Wenn das klar kommuniziert wird, ist es auch nicht so wild. Sie sollten natürlich darauf achten, dass die Kinder nicht bis kurz vor dem Schlafengehen den visuellen Reizen ausgesetzt sind, da dies schlecht für die Schlafhygiene ist. Es ist wichtig, dass es nach wie vor klare Zeiten gibt, wo die Medienzeit eingeschränkt ist und insbesondere vor dem Zubettgehen sollten solche Dinge nicht stattfinden. Der Medienkonsum sollte auf bestimmte Zeiten beschränkt sein, aber auch wenn das mal etwas mehr ist, ist das keine Katastrophe."

Wie kann man sich als Familie in der Quarantänezeit Lichtblicke schaffen?

„Die Familie sollte jeden Tag mindestens eine Aktivität für das Kind, für die Eltern, die Mutter, den Vater, das allein erziehende Elternteil, für die Familie einplanen. Etwas Schönes pro Tag muss einfach stattfinden – egal wie doof die Quarantäne ist, egal wie lange sie ist. Auch das ist etwas, was man sich gemeinsam mit dem Kind überlegen kann. Eine Idee wäre auch, dass man sich immer abwechselnd etwas aussucht, was man dann macht: Heute wählt das eine Geschwisterkind aus, morgen das andere.

Ein Dankbarkeitstagebuch ist auch total gut und da kann man sich auch immer wieder daran erinnern, wenn es einem ganz schlecht geht. Also zum Beispiel: Damals habe ich XY gemacht und dann ging es mir wieder besser. Die Erinnerungen noch einmal wach zu rufen – das ist etwas, was man auch psychotherapeutisch macht. Dass man also versucht solche Erinnerungen aus der letzten Ecke des Gehirns herauszuquetschen, um nochmal zu sehen: es kann auch wieder anders werden."

Ein Junge in der Hängematte I  Zwei Jungs die am Tisch lernen I Mädchen balanciert auf einem Seil am Boden.

Wie kann ich mein Kind unterstützen, wenn es Corona hat?

„Man sollte als Eltern unbedingt versuchen, nicht das ‚Schreckensgespenst’ Corona zu vermitteln, sondern so wie auch bei einer Erkältung oder Grippe das Kind aufklären, dass das eben eine Krankheit ist, die je nachdem mehr oder weniger schwer sein kann, die aber auch vorübergeht. Gerne darf man auch ein bisschen verwöhnen. Gerade ist es ja auch so, dass die Verläufe mit der aktuellen Virusvariante eher mild sind und man dem Kind zuversichtlich sagen kann: ‚Es ist jetzt ein Phase, da geht es dir vielleicht nicht so gut, da hast du Husten, da hast du Schnupfen, vielleicht auch Fieber, aber auch das geht vorbei und danach wird es dir wieder gut gehen und danach wirst du auch die Dinge tun können, die du vorher getan hast’. Ansonsten die Dinge tun, die man auch sonst bei Krankheiten macht, oder wenn die Kinder länger im Bett liegen: Abwechslung zu ermöglichen und vielleicht soziale Kontakte über Videokonferenzen oder über Chats zu ermöglichen. Also all diese Dinge gehören natürlich bei Corona genauso dazu."

Wie kann man den Kindern die jeweils geltenden Corona-Regeln erklären?

„Bei den kleinen Kindern ist es so, dass die Eltern dem Kind regelmäßig die aktuellen Regeln erklären müssen: Ein paar Regeln halten sich ja schon mehr oder weniger seit Beginn der Pandemie. Seitdem wir wussten, wie der Virus übertragen wird, wissen wir auch, dass da die A-H-A-Regeln durchgängig gelten. Und das ist etwas, was man den Kindern gut vermitteln kann und viele Kinder können das auch gut übernehmen.

Die Kontaktbeschränkungen ändern sich ja − je nachdem, ob es wieder eine stärkere Übertragungsrate gibt – immer wieder. Aber auch das kann man den Kindern gut vermitteln, indem man vielleicht schon vorher plant, also bevor dann wieder der neue Anstieg kommt, was getan werden kann, wenn die Inzidenzraten wieder steigen: Wer sind denn die anderen Kinder, anderen Familien, mit denen wir dann vielleicht häufiger zusammen sein wollen? Ein wichtiger und effizienter Schutz ist es, feste soziale Netzwerke aufzubauen und nicht zu viele Kontaktwechsel zu haben. Es ist hilfreich, dass man das mit den Kindern gemeinsam vorbereitet. Man kann das Kind zum Beispiel fragen: Mit welchem Kind möchtest du häufiger zusammen sein? Dann lässt sich das so organisieren, dass das Kind bevorzugt mit dem/der Spielpartner:in vereinbarte Spielzeiten hat."

Wie erklärt man Kindern das Risiko, Aktivitäten aufgrund von Quarantäne absagen zu müssen?

„Auch das lässt sich nur dadurch lösen, indem man die Kinder auf solche Situationen vorbereitet und sagt: Wir tun alles, deshalb ist es wichtig, also A-H-A-Regeln etc. befolgen, damit wir uns bestmöglich vor Corona schützen. Aber wir können es momentan nicht komplett ausschließen, dass in zwei Wochen wieder eine Quarantäne kommt, da wir uns trotzdem angesteckt haben. Umso wichtiger ist es, dass wir jetzt schon planen, wie wir es angehen können, wenn die nächste Quarantäne kommt. Und wenn die Kinder dann aber dennoch belastet sind, und sagen, dass sie keine Lust mehr darauf haben, dann kann man auch als Eltern(teil) mal sagen: ‚Ich habe ehrlich gesagt auch keine Lust mehr, aber wir müssen es einfach tun. Und wenn wir das alle gemeinsam tun, dann schaffen wir auch den Coronavirus zu besiegen und können hoffentlich dieses Thema hinter uns lassen. Dann können wir über ein Jahr hinweg planen, wie wir verreisen werden, wie wir andere Kinder treffen werden, Oma und Opa besuchen können. Aber damit all diese Dinge wieder möglich sind, müssen wir uns momentan leider wieder einschränken’. Also nicht schön reden und trotzdem Pläne machen."

Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche

Hat die Corona Pandemie Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche?

„Es gibt manche, die von einer ‚Corona-Generation’ sprechen. Natürlich haben die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen Auswirkungen – vor allem, da Kinder wichtige Entwicklungsaufgaben erledigen müssen. Das Jugendalter etwa ist eine Altersphase, in der Jugendliche die Aufgabe haben, sich vom Elternhaus abzulösen, neue Kontakte zu knüpfen, neue Partnerschaften einzugehen. Und das geht ja momentan gar nicht alles. Viele Dinge, die für die Ablösung von zu Hause ausprobiert werden müssen, sind momentan ja gar nicht möglich. Und insofern hat das schon auch einen Einfluss auf das Verhalten und auf die Sichtweise von Kindern auf die Welt. Und wir erleben aktuell in unserer Psychotherapieambulanz – dadurch, dass Kinder so wenig soziale Kontakte haben – dass soziale Ängste mehr werden.

Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass sich Kinder dynamisch entwickeln und sich an veränderte Situationen schnell anpassen können. Wenn wir es schaffen, diesen Virus mit Impfungen und den A-H-A-Maßnahmen in den Griff zu bekommen und wieder einigermaßen Normalität einkehrt, dann werden Kinder auch Schritte nachholen können. Zum Beispiel im Kindergarten lernen mit anderen Kindern zu streiten. Lernen, was getan werden muss, um einen Spielpartner zu finden."

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf das psychische Wohlbefinden von Kindern?

„Unsere Studien zeigen, dass Kinder sehr belastet sind, wenn sie merken, dass ihr Umfeld verunsichert wirkt. Wenn sie merken, dass Mama und Papa durch Corona und Quarantänen sehr angespannt und vielleicht auch ein Stückweit verzweifelt sind, ist das für die Kinder spürbar und verunsichert sie ihrerseits.

Man kann generell sagen: Geht es den Eltern gut, geht es auch den Kindern gut und geht es den Eltern schlecht, geht es auch eher den Kindern schlecht. Das heißt: Man muss als Eltern auch für sich sorgen und schauen, dass man einigermaßen gut durch diese Zeit kommt.

Mutter sitzt mit Kinder auf der Couch und sie lesen ein Buch.

Ein wichtiger anderer Punkt ist aber auch, dass mit Kindern über Corona, die Isolationsmaßnahmen, über die Quarantäne auch altersgerecht gesprochen wird. Manche Eltern haben die Sorge, darüber nicht reden zu dürfen, da es das Kind verunsichern könnte. Wir wissen aber, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Es ist gut, wenn die Kinder merken da ist etwas und meine Mama, mein Papa reden mit mir darüber und versuchen mir zu erklären, warum das jetzt so ist und was ich tun kann, um die Situation einigermaßen gut zu überstehen."

Wie gehe ich damit um, wenn mein Kind immer mehr Angst entwickelt?

„Ich bin selbst Psychotherapeutin und empfehle, zunächst zu schauen, was man in seinem Netzwerk, mit seiner Familie alleine, ohne professionelle Hilfe schaffen kann. Wenn Eltern merken, ihr Kind wird ängstlicher, können sie vieles auch alleine auffangen. Dazu gehört die Ängste des Kindes wahrzunehmen und auch das Kind zu ermuntern, den Ängsten zu begegnen, ihnen nicht immer aus dem Weg zu gehen. Wenn es keine reale Gefahr ist, also unbegründete Ängste, sollte man mit dem Kind, wenn es etwa Angst vor den Monstern unterm Bett hat, spielerisch üben, wie es sich dagegen wehren kann. Selbstwirksamkeit beim Kind aufbauen – denn wenn die Ängste überhand nehmen und das Leben des Kindes bestimmen, dann traut sich das Kind immer weniger zu und da ist es die Aufgabe der Eltern oder Erzieher:innen dies gemeinsam mit dem Kind anzugehen und das Selbstvertrauen des Kindes zu stärken.

Wenn Ängste unterdrückt werden, suchen sie sich ihre Bahnen. Je nach Schweregrad ist es wichtig, zu sagen: Angst gehört zum Leben, Angst ist etwas Normales, jeder Mensch hat Angst und sie schützt uns ja auch im Leben – wenn wir keine Angst hätten, würden wir viele dumme Dinge machen. Es geht darum, dem Kind zu helfen, im Laufe eines Lebens mit den Ängsten adäquat umzugehen. Wenn sie das Kind in seinem Leben beeinträchtigen, muss man was dagegen tun und sich gezielt den Ängsten stellen."

Auf welche Warnsignale sollten Eltern achten, wenn es um die psychische Belastung der Kinder geht?

„Wir sehen, dass kleine Kinder eher mit Schlafproblemen reagieren. Wenn ich als Eltern wahrnehme, dass der Schlaf der Kinder deutlich verändert ist, zu dem wie es früher war (also wenn das Kind zum Einschlafen statt wie früher eine Viertelstunde, heute ein halbe oder sogar eine Stunde braucht oder mehrfach in der Nacht aufwacht und sich schwer beruhigen lässt), dann sollte ich dem nachgehen und gegebenenfalls auch Hilfe holen."

Welche Hilfeangebote gibt es für Familien?

„Hilfen gibt es insbesondere für Kleinkinder über Beratungsstellen oder sozialpädiatrische Dienste. Man kann sich aber auch an psychotherapeutische Einrichtungen wenden, die Krisendienste oder Sprechstunden anbieten oder Erziehungsberatungsstellen. Das ist je nach Stadt oder Region unterschiedlich, ich empfehle, sich lokal über die öffentlichen Internetseiten zu informieren."

Wut, Trauer, Langeweile – Wie können Erwachsene mit diesen geballten Emotionen von Kindern umgehen?

„Erst einmal sind Gefühlsausdrücke gut und ein Kommunikationsmittel, um bestimmte Situationen zu benennen. Auch, wenn das Kind vielleicht nicht immer ganz genau weiß, was jetzt passiert. Wenn das Kind starke Gefühle zeigt, ist es wichtig, sich dem Kind zu widmen und zu verstehen, was gerade geschieht und zu versuchen, die Ursache zu klären. Ansonsten sollte man aber auch die Möglichkeit zur Ablenkung geben, um in einen normalen Gefühlszustand zurückzukommen. Eltern sollten Möglichkeiten aufzeigen, etwa mit Wut umzugehen. Zum Beispiel nicht das Geschwisterkind zu schlagen, sondern stattdessen mit dem Fuß aufzustampfen und sagen ‚Das reicht mir jetzt und ich möchte das nicht mehr’ – dem Kind also adäquate Umgangsmöglichkeiten mit starken Gefühlen vorschlagen.

Grundsätzlich müssen Gefühle von Eltern validiert werden, das heißt gesehen werden. Man kann zum Beispiel sagen: ‚Ja, ich verstehe, dass du jetzt traurig bist, weil du deine Freundin heute nicht sehen kannst – das ist auch wirklich sehr schade, aber Corona erlaubt uns das gerade nicht’."

Knolle spricht mit Problemlöser Timo

Dr. Timo Lindenschmidt ist unter anderem Diplom-Psychologe und arbeitet seit acht Jahren als Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche. In unserem Quarantäne-Spezial der Sendung mit dem Elefanten tritt er als „Problemlöser" auf und hilft Knolle dabei, mit seinen Gefühlen umzugehen. Hier gibt es das Video:

Portrait Dr. Timo Lindenschmidt

Video mit Timo und Knolle

Wie sich Eltern kleine Auszeiten schaffen können

Was kann man den überforderten oder gereizten Eltern raten, die nicht arbeiten können, weil die Kinder in Quarantäne sind?

Als Eltern muss man sich sagen, dass man keine Superhelden sein muss, man muss nicht immer alles und sofort richtig machen und man hat auch das Recht und es ist auch wichtig, für sich selber zu sorgen. Das heißt sich so zu organisieren, dass man auch immer mal wieder eine Auszeit hat.

Kind spielt auf dem Boden, im Hintergrund arbeitet die Mutter am Laptop.

„Dass man sich als Paar, als Familie, mit Freunden oder Familienangehörigen zusammen organisiert, damit man sich immer mal wieder vielleicht eine Stunde zurückziehen kann, vielleicht mit einem Buch oder einen Kaffee trinken, vielleicht sogar in ein Café gehen kann. All diese kleinen Auszeiten, wo man für sich mal durchschnaufen kann und etwas Positives machen kann, die sind jetzt umso wichtiger – gerade, weil wir seit langer Zeit so eingeschränkt sind in unseren Aktivitäten. Also: Eltern sollten auf sich achten, umso besser können sie dann für ihre Kinder sorgen."

Wie können sich Alleinerziehende auch in solchen Ausnahmesituationen Auszeiten nehmen?

„Alleinerziehende sind rund um die Uhr gefordert. Aber auch hier gibt es Modelle, sich zum Beispiel in Netzwerken mit anderen Alleinerziehenden Eltern zusammentun, vielleicht gibt es gute Freunde oder andere Familienangehörige, mit denen man vereinbaren kann, dass man sich gegenseitig unterstützt und sich dann auch mal eine Auszeit nehmen kann. Wichtig ist, das auch proaktiv anzugehen, Unterstützung kommt nicht von alleine, sondern das muss man planen.

Eltern haben ein Recht darauf sich Auszeiten zu nehmen. Es ist ein Problem, dass Eltern denken, gute Eltern sind immer für das Kind da und man ist eine Rabenmama oder ein Rabenpapa, wenn man auf sein wöchentliches Yoga oder das Treffen mit einer Freundin, einem Freund besteht, dass man sich solche kleinen Wohlfühlinseln ermöglicht und auch richtig in den Wochenplan mit einplant."

Wie können sich Eltern in dieser schwierigen Situation auch noch Paarzeit nehmen?

„Für Paare gilt das ebenso: Kinder sind ausgeglichener, wenn sie ausgeglichene Eltern haben. Alle Eltern wissen, wie anstrengend Kinder von Zeit zu Zeit sind. Und da ist es wichtig, dass ich mir die Zeit nehme und sage: Wir als Eltern oder ich als alleinerziehende Mutter oder alleinerziehender Vater nehme mir mal einen Tag frei und sorge dafür, dass das Kind in guten Händen ist – es gibt auch da Möglichkeiten. Das Bild von ‚erst sich selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen und dann dem Kind’ aus dem Flugzeug gilt auch für solche schwierigen Erziehungszeiten, wie sie jetzt zu Corona herrschen. Eltern müssen an sich denken, dann können sich die Kinder besser entwickeln."

Viele Eltern fühlen sich während der Pandemie verunsichert – was ist für sie am wichtigsten?

„Das wichtigste ist Gelassenheit und versuchen, Kontrolle über das Leben zu behalten. Das heißt etwa, dass man sich rechtzeitig Pläne für den nächsten ‚Worst Case’ vorbereitet, bevor die nächste Quarantäne eintritt. Also nicht erst dann, wenn alles wieder geschlossen ist, anfangen zu überlegen: Wie könnte ich mich denn jetzt organisieren, damit wir genügend schöne Spiele oder Bilderbücher und auch genug Essen hier haben? Wir sollten uns immer wieder vor Augen führen, warum wir die Coronamaßnahmen umsetzen. Sie dienen ja dazu, dass wir hoffentlich bald aus dieser Krise heraus kommen. Dies zu wissen, hilft. Die Forschung zeigt übrigens auch: Je überzeugter Eltern die Coronamaßnahmen mittragen und dahinter stehen können, umso besser ist das für das Wohlbefinden der Kinder. Eltern können so eindeutiger und ohne Ambivalenz ihren Kindern begründen, warum sie das machen, obwohl es für uns einschränkend ist, für unsere Gesellschaft, für andere Kinder. Und deswegen lohnt es sich für uns alle auch durchzuhalten."

Quarantäne-Special der Sendung mit dem Elefanten

Die aktuelle Quarantäne-Situation vieler Familien war der Anlass für die Spezialfolge der Sendung mit dem Elefanten, die ausschließlich drinnen stattfindet. Unter dem Motto ‚Ihr seid nicht allein − vielen anderen Kindern und Familien geht es gerade genauso. Gemeinsam schaffen wir das!" zeigt die Sendung dabei authentische Einblicke in den Alltag von Kindern während der Isolation. Zudem geht es um Gefühle und wie man damit umgehen kann. Außerdem gibt es einige witzige Ideen und Tipps gegen Langeweile.

Schauen Sie sich hier die ganze Sendung an: