Interview mit Mutter Britta

Für diese außergewöhnliche Folge der Sendung mit dem Elefanten hat sich Britta gemeinsam mit ihrer Familie zur Verfügung gestellt. In dem folgenden Interview erläutert sie ihre Beweggründe, diese sehr intimen Momente filmen zu lassen und geht auch darauf ein, wie sie gemeinsam mit Hebamme Mariana ihre Töchter bei der Geburt miteinbinden konnte. Außerdem erläutert sie, wie sich die Hausgeburt auf die Geschwisterbeziehung ihrer Kinder ausgewirkt hat. Hier gibt es das gesamte Interview noch einmal zum Anschauen oder Nachlesen!

Es ist ziemlich außergewöhnlich, die Ankunft des dritten Kindes filmen zu lassen, inklusive der Geburt. Mein Mann und ich fanden es aber tatsächlich eine sehr schöne Idee, anderen Familien und besonders anderen kleinen Kindern zu zeigen, dass das ganz natürlich möglich ist und man auch vor der Geburt keine Angst haben muss.

Die Geburt eines Kindes ist etwas, das einfach so passiert und das auch kleinere Kinder gut begreifen können und dabei sein dürfen. Ich habe persönlichen Kontakt zum WDR gehabt, deswegen durfte ich mir meinen Filmer auch aussuchen, der so nah an den beiden Mädchen war und später auch an dem Jungen – wir hatten wirklich eine schöne Zeit zusammen, die zwar manchmal etwas stressig war, die uns aber auch viel Spaß gemacht hat. Es ist ein so schönes Familienportrait dabei herausgekommen, für das wir sehr dankbar sind.

Die Geburt allerdings und das ist mir sehr wichtig zu sagen, hat mein Mann gefilmt. Das war eine Voraussetzung von mir, denn ich wollte die Intimität, die in dieser Situation so enorm wichtig ist, beibehalten und das hat auch sehr gut geklappt. Ich finde, dass die Geburt gerne gezeigt werden darf, und hier ist im Film eine sehr schöne Form zustande gekommen. Man sieht genau, was dabei wichtig ist und trotzdem denke ich, erschreckt es kein Kind, sondern unterstützt sie dabei zu sehen, dass es eben ein natürlicher Vorgang ist. So wie man auch die beiden Geschwister sieht, die das Baby begrüßen und es einfach so annehmen, wie es ist.

Als ich schwanger mit dem dritten Kind war und wir den Mädchen gesagt haben, dass sie noch ein Geschwisterchen bekommen, war natürlich die Freude groß. Wir haben versucht, so gut es ging, sie in die Schwangerschaft und auch in die Vorsorgen miteinzubeziehen. Von der großen Schwester – die wir ja schon auf die kleine Schwester vorbereitet haben – wussten wir schon, dass es da viele Fragen gibt. Wir haben viele Bücher gelesen zum Thema Schwangerschaft und wie sich das Baby im Bauch entwickelt und natürlich auch zum Thema Geburt, auch zur Hausgeburt, denn es war klar, dass es eine solche werden soll.

Wenn sie gerade Lust haben über das Thema zu reden, kann es auch sein, dass sie mal fragen: „Mama, wie kam das Baby eigentlich in deinen Bauch rein?“ und dann muss man schauen, dass man das ehrlich beantwortet. Das haben wir, glaube ich, ganz gut hingekriegt, ohne die zwei zu sehr zu schocken.

Und es war natürlich auch wichtig, dass sie eine Vorstellung davon haben, wie wird das bei der Geburt. Dann haben wir besprochen, ob sie dabei sein möchten und ob wir sie wecken sollen, wenn es nachts ist und so hatten wir das Gefühl, dass sie ganz gut darauf vorbereitet sind.

Die Vorsorgen haben wir ja oft zusammen mit der Hebamme gemacht, das ist immer sehr schön, weil sie zu uns nach Hause kommt und weil die Mädchen dann auch kleine Aufgaben übernehmen dürfen. Den Urinbecher zum Beispiel bringen und die Teststreifen reinhalten.

Die Hebamme nimmt übrigens auch Blut ab, was viele nicht wissen, und macht dieselben Vorsorgen wie der Arzt auch, da durften sie auch zuschauen. Dann den Bauch abtasten und die Herztöne gemeinsam anhören. Durch ihre Mithilfe haben sie sich ernst genommen gefühlt.

Wir waren auch zusammen bei der Ärztin und haben einen Ultraschall machen lassen, da konnten wir sehr gut sehen, dass es diesmal ein Brüderchen wird und das war natürlich eine schöne Überraschung für alle.

Weiterhin haben wir das Zimmer eingerichtet und die alte Babykleidung wieder hochgeholt und uns gemeinsam erinnert, dass die schon beide Mädchen getragen haben. Dinge, bei denen sie einfach auch ein bisschen mitmachen können und man sich vor allem zusammen erinnert. Wir haben auch Fotos angeschaut, um zu sehen, wie sie selbst früher aussahen, als sie so klein waren. Es ist natürlich trotzdem immer abstrakt, so lange das Baby noch im Bauch ist, zu begreifen, dass da jetzt wirklich das Geschwisterchen drin ist und dann bald rauskommt und da ist. Aber wir haben die Zeit, glaube ich, ganz schön zusammen verbracht und konnten sie ein wenig unterstützen in dieser Vorstellung.

Für mich war es nie die Frage, ob ich für eine Geburt ins Krankenhaus gehe. Ich bin damit aufgewachsen, dass eine Geburt ein sehr natürlicher Vorgang ist, zu dem nahezu jede Frau aus eigener Kraft in der Lage ist. Meine Mutter hat damals – mit mir in ihrem Bauch – Geburtsvorbereitungskurse gegeben. Sie hat sich auch dafür eingesetzt, dass sie mich mit ihrer Hebamme zusammen ambulant gebären kann. Das war damals, Anfang der 80er, noch etwas Besonderes. Ich wusste also, das macht man einfach, das ist zu schaffen und ich werde das auch schaffen.

Mein erstes Kind habe ich im Geburtshaus bekommen, mit unserer Hebamme, die uns ja nun schon seit acht Jahren begleitet. Und das ist eben auch ein sehr wichtiger Punkt für die Geburt: die Hebammenbetreuung. Mariana arbeitet mit der 1-zu-1-Betreuung, das heißt, sie ist die ganze Schwangerschaft über, bei der Geburt und im Wochenbett meine direkte Ansprechpartnerin und so kommt es auch, dass wir uns einfach sehr gut kennen. Sie hat mich ja schon bei zwei Geburten begleitet, Lina haben wir auch schon zu Hause bekommen und da war dann klar, die dritte wird auch nicht schwerer sein als die ersten beiden, erfahrungsgemäß geht es sogar noch etwas schneller. Wir haben uns niemals Sorgen darum gemacht, dass wir nicht gut betreut sind. Auch mein Mann trägt diese Entscheidung komplett mit, wir haben da sehr großes Vertrauen, besonders aber auch in die Fachkompetenz der Hebamme.

Es gehört auch ganz normal dazu, dass man alle Risiken bespricht, es gibt dieses wichtige Gespräch einige Wochen vor der Geburt, in dem man klärt, was in einem Notfall zu tun ist, in welches Krankenhaus man dann gerne gebracht werden möchte oder selbst hinfährt.

Ich kenne die Statistiken des Geburtshauses sehr gut, es gibt wenige Risiken, weil die Betreuung einfach so eng und so gut ist. Die Hebammen sehen sofort, wenn irgendetwas schon während der Schwangerschaft nicht in Ordnung ist. Es gibt auch große Ausschlusskriterien, wenn man besondere Erkrankungen hat oder die Schwangerschaft nicht normal verläuft, dann ist eine Hausgeburt auch nicht möglich.

Das war bei mir nie der Fall, ich habe sehr Glück gehabt und bin dankbar, drei komplikationslose Schwangerschaften erlebt zu haben. Daher war es eben klar, dass es eine Hausgeburt wird, denn wo fühle ich mich wohler als zu Hause, hier kann ich mich am besten fallenlassen und es gibt auch nichts Schöneres als die eigene Dusche zu haben, die eigene Toilette und sich nach dieser sehr anstrengenden Arbeit mit dem neugeborenen Baby ins eigene Bett zu legen. Das ist einfach herrlich und ich bin dankbar, dass ich das nun schon mehrere Male so erleben durfte.

Also ich finde, dass es nicht gefährlich ist und das wollten wir auch mit diesen Aufnahmen zeigen – natürlich ist es extrem anstrengend und es dauert einfach auch Stunden und man braucht hier und da Zuspruch, aber das alles weiß meine Hebamme genau. Sie weiß einfach genau, was ich gerade brauche und sehr viel ist es tatsächlich nicht. Ich brauche Ruhe, einen sicheren Rahmen, einen sicheren Raum, in dem ich mich wohlfühle und das ist einfach unser Zuhause.

Bei meiner zweiten Geburt hatten wir ja schon Ella dabei, die Geburt fand nachts statt, hier zu Hause, so dass wir Ella geweckt haben, als die Lina gerade da war. Ich bin dann selbst zu ihr hingegangen und habe sie gefragt, ob sie ihr Geschwisterchen mal begrüßen möchte – da hat sie sich natürlich sehr gefreut, aber auch sehr schnell gesagt: „Warum habt ihr mich nicht früher geweckt? Ich wollte eigentlich dabei sein!“

Dieses Mal haben wir uns also überlegt, Ella ihren Wunsch zu erfüllen. Sie hat das immer wieder gesagt, auch jetzt noch, und deshalb haben wir versucht, uns alle darauf vorzubereiten.

Man weiß natürlich nicht, wann möchte das Geschwisterchen rauskommen, ist es nachts oder tagsüber? Schlafen die beiden Großen oder nicht? Jetzt hatten wir Glück, denn die Geburt fand tagsüber statt und wir konnten Ella dazu holen. Das wichtigste ist aber auch hier die Absprache mit unserer Hebamme, denn sie kann sehr gut einschätzen, ist das für mich als Gebärende in der Situation in Ordnung. Aber diese Frage musste ich mir natürlich auch selbst beantworten: Ja, das ist für mich in Ordnung. Und was ist mit der großen Schwester? Kann sie das vertragen, kann sie das aushalten und verarbeiten? Und auch das konnten wir bejahen, besonders weil es eben ein Wunsch von Ella war, dabei zu sein.

Das Wichtigste ist hier, dass das Kind dann nicht das Gefühl hat, alleine zu sein. Wir haben eine Betreuungsperson organisiert und das hat wunderbar funktioniert: Als es soweit war und wir wussten, jetzt geht es los – kam diese Betreuungsperson und hat die ganze Zeit mit den beiden Schwestern gespielt, auch total ausgelassen, während ich nebenan im Geburtspool die Arbeit geleistet habe.

Meine Anekdote dazu: Ich saß im Pool und habe die Kinder nebenan so laut spielen hören, dass ich im ersten Moment dachte: Das ist so respektlos – ich muss hier harte körperliche Arbeit leisten und die spielen da drüben total locker! In der nächsten Sekunde dachte ich dann: Eigentlich ist das total wunderbar, denn das zeigt eben genau, wie normal und natürlich es ist, ein Kind zu bekommen und ich kann nicht erwarten, dass die Geschwister fünf Stunden daneben stehen, das soll ja auch gar nicht so sein.

Wir haben mit der Hebamme zusammen sehr darauf geachtet, dass Ella alle Phasen der Geburt (Eröffnungsphase, Übergangsphase und aktive Phase mit den Presswehen) mitbekommen hat, so dass sie nicht erst reinkommt, wenn ich schon sehr stark arbeite und auch laut bin, sondern damit sie auch mitbekommt, dass es sich eben steigert. Das hat sehr gut funktioniert – sie kam zwischendurch rein, hat tatsächlich auch mal gesagt: „Das ist mir zu langweilig, ich gehe wieder“.

Als dann klar war, jetzt dauert es nicht mehr lang, bis der Tonino da ist, ist sie dageblieben und die Hebamme hat sie ein bisschen beiseite genommen und ihr leise erklärt, was gerade genau passiert und dass es jetzt gleich soweit ist.

Wir hatten zu keiner Zeit das Gefühl, dass Ella überfordert ist. Auch ich habe ja weiterhin mit ihr Kontakt gehalten – in den Wehen-Pausen war ich ja komplett ansprechbar – und hab auch mit ihr geredet: „Puh, das ist jetzt anstrengend, aber wir haben es gleich geschafft!“.

Unsere Kleine ist weiter im Nebenraum geblieben und hat gespielt, wir haben sie dann dazu geholt, als der Tonino gerade geboren war.

Und man sieht dann im Film wie herrlich das ist, wenn das Baby tatsächlich dort hineingeboren wird, wo es hingehört; nämlich mitten in den Schoß der Familie. Das sind unbezahlbare Momente, die einfach unvergessen bleiben werden und ich hoffe auch, dass sich die Mädchen daran erinnern.

Ich bin besonders dankbar, dass sie das erlebt haben, damit sie im besten Falle mit so einem natürlichen Gefühl einmal Mütter werden können, wie es bei mir passiert ist.

Ich denke, dass die Mädchen die Geburt ihres Bruders zu Hause erlebt haben, hat die erste Bindung besonders gestärkt. Auch in der Schwangerschaft war es schön, sie so nah dabei zu haben in vielen Momenten. Und ihnen auch zu zeigen, ich bin eure Mutter, ich lasse euch teilhaben, ihr dürft dabei sein und – so gut es eben geht – alles mitbekommen. Ihr dürft mich auch unter der Geburt erleben, wie ich dann bin und erfahren, dass das alles gut machbar ist und eben einfach so geschehen darf.

Diese ersten Momente mit dem neuen Geschwisterchen waren extrem intensiv, ich finde, das sieht man auch im Film, wie besonders das ist. Und das Baby ist einfach da, bei uns zu Hause! Und man begrüßt es auf unterschiedliche Arten, so wie die Mädchen auch unterschiedlich sind. Die Geburtshormone, die ja da sind, um die Bindung zu stärken, gehen auch auf die Geschwisterkinder über.

Ich denke schon, dass es einen Unterschied macht, ob man sein Geschwisterkind sofort kennenlernt oder vielleicht erst sehr viel später. Das hat schon dazu beigetragen, dass sie immer akzeptiert haben, dass er jetzt einfach da ist, dass das unsere neue Familienkonstellation ist und das genau so richtig ist.

Natürlich gibt es auch bei uns viel Gezanke und Eifersüchteleien, das ist ja ganz klar, trotzdem baue ich darauf, dass wir hier ein gutes Fundament gelegt haben. Ich finde, dass wir als Familie sehr glücklich sind und dankbar sein können, so eine schöne Erinnerung an diese besondere Zeit bekommen zu haben, mit diesem besonderen Film, den wir ganz gerne mit allen teilen, die sich das jetzt anschauen wollen.

Jede Familie hat andere Bedürfnisse, jede Frau hat andere Geburten, unser Weg ist nicht der, der für alle der beste ist, aber bei uns hat das alles so sehr gut funktioniert und wir können uns glücklich schätzen, dass wir jetzt eine komplette Familie sind mit fünf Personen …. Und drei Kindern.

Ein Mann und eine Frau beugen sich über den Rand eines Geburtspools, in dem zwei Mädchen sitzen

Die noch vierköpfige Familie schaut sich vor der Geburt den Geburtspool an.

Eine Frau liegt auf einem Gymnastikball und atmet mit geschlossenen Augen aus

Britta veratmet eine Wehe auf dem Gymastikball.

Eine Frau sitzt im Geburtsbecken und hält ihr neu geborenes Baby im Arm, in kleines Mädchen schaut ihr über die Schulter

Der kleine Tonino ist da!

Eine Familie mit drei Kindern sitzt in einem Garten auf der Bank

Und jetzt ist die Familie zu fünft.