Interview Sebastian Hollstein

Der Game Director Sebastian Hollstein hat die Wenn-Dann-Maschine mit umgesetzt und erzählt hier, warum das Medium games nicht grundsätzlich schlecht oder gut ist, was das Besondere an der Wenn-Dann-Maschine ist und warum er sich darauf freut, wenn seine Tochter das Spiel spielt!

Was ist überhaupt Programmieren?

Im Prinzip ist Programmieren ein Computerprogramm schreiben, also etwas so aufschreiben und vorbereiten, dass es sich danach von selber ausführt. Es reagiert zum Beispiel auf den Input von jemandem, also im einfachsten Falle ist ja sogar ein Lichtschalter, wenn man so will, programmierbar. Wenn ich entscheide, wenn ich den Lichtschalter drücke, geht das Licht an oder wenn ich den Lichtschalter drücke, geht die Klospülung. Was man aktuell in seinem Zuhause nicht machen kann, aber man stelle sich mal vor, man könnte es, dann wäre das auch schon Programmierung. Also eine logische Struktur bauen, die auf verschiedene Eingaben reagiert, ist im Prinzip Programmierung.

Und die Wenn-Dann Maschine ist eigentlich nichts anderes. Da mache ich auch am Anfang ein wenn, also wenn der Elefant irgendetwas macht, dann passiert das und das. Und genau diese Trennung ist auch das, was gar nicht so leicht ist für Kinder, diese Abstraktion. Ich bereite was vor und dann passiert es erst. Aber das ist genau die Idee von Programmierung.

Das Besondere an der Wenn-Dann-Maschine ist eigentlich, dass sie wie ein Experimentierkasten oder ein Experimentierwerkzeug mit einem festen Rahmen ist. Man hat gewisse Sachen zum Ausprobieren und kann das erkunden und erforschen. Und man ist immer gespannt, was mit Elefant und Hase noch passiert in diesem Spiel.

Es deckt aber tatsächlich dieses Grundprinzip vom Programmieren ab und das ist das Spannende, weil sie ja Wenn-Dann Maschine heißt und bei der Programmierung sagt man auch if, then. Wenn also wenn eine Bedingung erfüllt ist, passiert etwas und im Prinzip programmieren die Kinder kleine Programme in dieser kleinen Elefanten-Welt. Und ich finde es immer spannend, wenn denen das gar nicht so bewusst ist, dass sie gerade was lernen oder dass es Programmierung ist. Sie werden schleichend eingeführt in diese Prinzipien der Logik und können das aber eher als Sandkasten zum Herumprobieren nutzen. Und die Belohnung ist, dass sie lustige Sachen mit Elefant und Hase machen können, sie zum Beispiel flauschig machen können.

Spiele sind erst einmal ein Medium, so wie Filme. Und nur weil es zum Beispiel Propagandafilme gibt mit einer negativen Konnotation, urteile ich nicht über das Medium Film. Games sind erst einmal ein Medium und sozusagen unschuldig in ihrer Natur.

Ich glaube, es gibt ein paar Punkte, die durchaus wichtig sind: Dass man wirklich auf Altersfreigaben guckt, dass man Medienzeit mit Kindern vereinbart und dass es auch Abwechslung gibt im Leben, wie mit allen Dingen. Wie ich auch nicht den ganzen Tag Reis essen sollte, auch wenn es kein Zucker ist. Und ich glaube aber, wenn – und das sagt die Wissenschaft auch –, wenn sich jemand nur noch in virtuelle Welten flüchtet, was ein bisschen die Angst ist, sie kommen gar nicht mehr in die Realität, dann hat das meistens einen Grund, der eher in der Realität zu suchen ist.

Klar ist, dass es natürlich Sachen wie fragwürdige Werbemodelle oder Dark Patterns gibt, zum Beispiel bei Instagram, dass ich immer weiter scrolle. Damit muss man sich auseinandersetzen und das auch kritisch sehen, das ist klar. Aber jedes Medium hat seine Dinge, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Am Ende hilft immer Liebe, eigentlich. Also begleiten und sich ehrlich interessieren, was die Kinder da gerade machen. Und das ist nicht immer leicht im Digitalen, das weiß ich. Das kenne ich auch von meiner Schwester, die nicht so viel damit zu tun hat und es dann manchmal schwierig findet, sich da durch zu finden, durch diesen Dschungel. Aber es ist ein tolles, total spannendes Medium und von daher bin ich dem grundsätzlich positiv gegenübergestellt.

In der Wenn-Dann-Maschine finde ich die Funktion zum flauschig-machen sehr schön. Ich liebe flauschige Dinge und Elefant und Hase endlich mal flauschig machen zu können, ist ein lang gehegter Traum. Und das Verkleinern finde ich toll, weil das so seltsam ist, dass die Figuren ganz klein, so wie eine Erbse nur noch im Bild sind.

Und ich freue mich sehr darauf, wenn meine Tochter das zum ersten Mal spielt und wie sie darauf reagiert, wenn der Elefant plötzlich nur noch erbsengroß ist.