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Heute spricht man statt von Missbrauch eher von sexualisierter Gewalt – und davon gibt es viele Arten. Die sexualisierte Gewalt gegen Kinder oder Jugendliche kann sehr unterschiedlich anfangen. Zum Beispiel so:

  • Jemand schickt einem Kind Bilder oder Clips mit sexuellem Inhalt oder Pornografie im Chat oder aufs Handy. Das kann sehr verstörend sein und Angst machen.
  • Jemand benutzt gegenüber dem Kind immer sexuelle Ausdrücke und tut so, als ob das cool wäre. Solche ungewohnten Ausdrücke können sehr verschrecken und verunsichern.
  • Eine Person im Chat fordert das Kind auf, Bilder von sich selbst zu machen und ihm oder ihr zuzuschicken. Manchmal werden sogar genaue Angaben gemacht, zum Beispiel so: "Fotografiere dich in bestimmten Kleidungsstücken und auf bestimmte Weise". Wenn das Kind das dann nicht macht, wird sofort Druck gemacht: "Was ist los? Ich dachte, du findest mich gut! Bist du etwa ein Angsthase?" Das alles macht großen Druck.
  • Sexualisierte Gewalt ist auch, wenn Erwachsene oder Jugendliche Jüngere anfassen und dabei an Körperstellen wie den Geschlechtsteilen berühren. Oder das Kind auffordern oder zwingen, den Erwachsenen zum Beispiel an den Geschlechtsteilen anzufassen, Zungenküsse zu machen. Oder, wenn die Erwachsenen zu dem Kind sagen: "Willst du mal sehen, wie ich nackt aussehe?" Das ist oft sogar sehr geplant und das Kind ist dann sehr überrumpelt und ängstlich und weiß gar nicht, was es tun soll.

Wer sind die Täter oder Täterinnen?

 

Oft ist es so, dass das Kind die Person, die das fordert, sehr gut kennt. Nur sehr selten sind es vollkommen Fremde. Die meisten Übergriffe an Kindern passieren im Umkreis der Familie. Der Täter oder die Täterin kommt oft direkt aus der eigenen Familie, aus der Nachbarschaft, dem Freundeskreis, der Familie oder dem Vereinen, in dem man Sport macht. In allen Bereichen, wo Kinder leben, kann es zu Übergriffen kommen.

Manchmal sind die Täterinnen und Täter nicht Erwachsene, sondern gleichalte oder ältere Jugendliche. Jeder dritte Täter ist ein Jugendlicher.

Alle diese Formen von sexualisierter Gewalt sind verboten! Erwachsene oder Jugendliche dürfen solche Übergriffe und sexuellen Handlungen nicht mit Kindern machen. Wenn so etwas passiert, sind nur die Täter und Täterinnen allein schuld daran. Und nur die Erwachsenen – und nicht das Kind - machen sich damit strafbar.

Hilfe holen ist nicht Petzen!

Wenn du so etwas erlebst, darfst du dir immer Hilfe holen und sagen: Ich brauche Unterstützung von jemandem, der mir glaubt, dem ich vertrauen kann und der mir hilft, damit die Gewalt gegen mich aufhört.

Manchmal glauben einem die Erwachsenen nicht sofort oder hören dir nicht richtig zu. Vielleicht sagen sie sogar: "Das war doch nicht so schlimm. Das hast du dir wahrscheinlich eingebildet." Das kann passieren, weil sie den Täter selbst kennen und sich einfach nicht vorstellen können, dass der so etwas macht.

Lass dir Mut machen und gib trotzdem nicht auf!


Wen kannst du noch  ansprechen?

  • die eigenen Eltern, Großeltern, Tante, ältere Geschwister, eine vertraute Nachbarin
  • die Klassenlehrerin, Schulsozialarbeiterin/Schulsozialarbeiter, die Vertrauenslehrkraft,
  • eine Beratungsstelle in der eigenen Stadt: Vielleicht kennst du die Profamilia Beratung aus einem Schulprojekt
  • die Nummer gegen Kummer: 116111.
    Die anonyme Telefonberatung kann deine erste Anlaufadresse sein: Du kannst dich aussprechen und dann Beratung und Unterstützung an deinem Ort zu finden. Immer montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr kannst du die Nummer gegen Kummer erreichen. Das Gespräch erscheint auch nicht auf deiner Telefon-Rechnung.

Du darfst dir immer Hilfe holen gegen sexualisierte Gewalt - auch wenn du dem Täter oder der Täterin versprechen musstest, alles geheim zu halten. Das Versprechen ist unfair und gilt nicht! Es ist sogar sehr wichtig, dass du dir Hilfe holst.

Sendetermin: 28.08.2023 19:04 Uhr

Herzfunk: Wie fängt Missbrauch an?

In diesem Herzfunk geht es um das Gefühl, dass da gerade etwas mit einem passiert oder gemacht wird, das man gar nicht will. Es geht um Sexualität und Anfassen, das nicht freiwillig passiert. Die Frage ist, wo diese sexualisierte Gewalt, also der Missbrauch anfängt und wie man sich dagegen wehren kann.