Medien in der Kita

Kinder wachsen mit Medien auf: Das ist das Bilderbuch, die Box zum Geschichten- oder Musikhören, aber auch das Tablet, das Smartphone oder der Fernseher. Die Sendung mit dem Elefanten ist speziell für Fernsehanfänger:innen gemacht und ganze Sendungen oder einzelne Beiträge sind gut dafür geeignet, im Kindergarten genutzt zu werden. Längst wird die Sendung nicht mehr hauptsächlich über den Fernseher konsumiert, sondern auf vielen unterschiedlichen Plattformen zeitlich uneingeschränkt angeboten. Das hat den Vorteil, dass auch besonders pädagogisches Fachpersonal Beiträge zu bestimmten Themen jederzeit in den Arbeitsablauf integrieren kann. Lesen Sie hier, wie kleine Kinder Filme wahrnehmen. Wie man sie unterstützen kann, auch in jungem Alter Beiträge kritisch zu sehen und wie man Filme aus der Sendung altersgerecht und gewinnbringend in den Kita-Alltag einbauen kann.

Mit ein wenig Hilfe werden KInder zu Medien-Experten

Kinder lieben Filme. Die meisten Kindergartenkinder haben schon verschiedene Formate gesehen und oft sind die Figuren auch Thema ihrer Spielwelten. Hier können Erwachsene lernen: Zeigen Sie den Kindern Interesse an ihrer Fernseherfahrung und lernen Sie die Fernsehwelt durch deren Augen kennen. Versuchen Sie, unvoreingenommen aktuelle Figuren und Inhalte kennenzulernen, damit unterstützen Sie die Kinder dabei, mündige Nutzer:innen zu sein. Nachfolgend geben wir Ihnen Hintergrundinformationen, Ideen und Spiel- und Lernvorschläge für die Kinder Ihrer Gruppen. Für die Kinder ist das alles noch spannend, gehen sie zusammen auf die Reise und entdecken Sie die aufregende Welt der bewegten Bilder vom Elefanten. Beziehen Sie nach Möglichkeit die Eltern mit ein, erzählen Sie von Ihrem Projekt und was die Kinder davon mit nach Hause nehmen können.

Wie gucken kleine Kinder Videos?

Um das Medium Fernsehen lesen zu können, müssen Kinder die Fähigkeit ausbilden, die visuellen und auditiven Codes des Fernsehens zu entschlüsseln, zu verstehen und zu bewerten, sowie den Realitätsgehalt und unterschiedliche Genres zu erkennen. Um Fernsehen verstehen zu können, bedarf es spezieller Fähigkeiten, die sich im Laufe der Entwicklung herausbilden und erst durch den Umgang mit diesem Medium erworben werden. Diese Fähigkeit kann als ein kognitives Schema betrachtet werden, das sich mit zunehmender Fernseherfahrung, kognitiven Fähigkeiten und Weltwissen entwickelt. Fernsehangebote zu verstehen, ist eine weitere Entwicklungsaufgabe, die Teil der vielseitigen Entwicklungsprozesse in den Vorschuljahren ist.

Lachendes Mädchen mit zwei Zöpfen in einem Laubhaufen

Für Vorschulkinder steht nicht das Verstehen sondern das Erleben von Filmen im Vordergrund. Sie erleben Fernsehen als ein emotionales Medium, welches sie ganzheitlich empfinden und nicht rational verstehen wollen. Die kindliche Filmwahrnehmung ist eine gefühlsbetonte Aktivität, bei der das psychische Erleben auch körperlich sichtbar wird. Für Vorschulkinder sind Figuren und Handlungen durch dieses intensive primäre Erleben real. Kinder erleben Sendungen und eignen sich Inhalte mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln an: Sie lachen, sie schreien, sie sind traurig, sie stehen auf, sie trampeln mit den Füßen, sie kommentieren, sie halten sich Augen und Ohren zu und ähnliches. Fernsehen ist für Kinder keine rein passive Aktivität, bei der sie sich nur berieseln lassen – auch wenn es manchmal so aussieht. Sie leben und denken beim Fernsehen intensiv und aktiv mit. Kinder im Vorschulalter mögen Mitmachangebote und interaktive Formate, bei denen sie direkt angesprochen werden und sich beteiligen können. Sei es in Form von Bewegung oder Ausrufen. Diese alterspezifische Besonderheit wurde bei der Entwicklung der Sendung mit dem Elefanten berücksichtigt. So werden die Kinder zum Beispiel in Rätseln, den Beiträgen von Tanja und André, sowie durch die direkte Ansprache in den Filmen mit Anke Engelke zur eigenen Aktivität aufgefordert.

Welche Video-Inhalte kleine Kinder brauchen

Kinder bis zum sechsten Lebensjahr sind in ihrem Verstehen noch hauptsächlich durch zwei Dinge bestimmt:

Sie sind noch auf die eigene Perspektive zentriert. Das heißt, sie gehen davon aus, dass andere Personen genauso denken und fühlen wie sie selbst. Empathie müssen sie erst noch erlernen. Und sie können einmal vollzogene Gedankenschritte nicht mehr umkehren. Daher brauchen sie in Videos eine einfache Dramaturgie und einen Haupt-Erzählstrang. Zudem konzentrieren sie sich auf Dinge, die sie aus ihrer eigenen Lebenswelt kennen und den eigenen aktuellen Interessen.

Hase und Elefant mit je einem Eis

Was ist echt und was nicht?

Es fällt jungen Kindern schwer, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Mit der Zeit entwickelt sich dann ein Verständnis dafür, dass Fernsehen nur ein Abbild der Realität ist. Dreijährige gehen davon aus, dass das, was sie auf dem Bildschirm sehen, real existiert. Für sie sind Zeichentrickserien genauso echt wie zum Beispiel Nachrichtensendungen. Den Fünf- und Sechsjährigen gelingt es erst mit zunehmender Fernseherfahrung Unterschiede und Muster von Sendungen zu erkennen. Zeichentrickfiguren werden nun beispielsweise als nicht echte und Schauspieler:innen als echte Menschen eingeordnet. Ab dem fünften Lebensjahr beginnen Kinder, die verschiedenen Perspektiven der Figuren nachzuvollziehen und den Realitätsgehalt von Sendungen zu beurteilen. Dabei erarbeiten sie sich Sender- und Formatwissen vor allem anhand formaler Gestaltungsmittel. So beginnen Kinder ab vier Jahren beispielsweise Werbung vom restlichen Programm zu unterscheiden.

Medienkompetenz auch in der Kita fördern

Medienkompetenz ist heute eine Schlüsselqualifikation wie Lesen und Schreiben. Das Hauptanliegen von Medienkompetenz ist die Befähigung zu kompetenter Mediennutzung und die Vorbeugung und die Minimierung von Medienmissbrauch. Die Förderung von Fernsehkompetenz ist keineswegs nur mit Hilfe des Einsatzes von Medien möglich und immer auf die Verfügbarkeit von Medien angewiesen. Zahlreiche Beispiele und Anregungen für die praktische Medienarbeit im Kindergarten sowohl mit und ohne Medieneinsatz finden Sie nachfolgend.

Was die Kinder lernen können:

● vorhandene Medien richtig bedienen können

● sie können ausschalten, wenn sie möchten

● lernen, über das Gesehene zu sprechen

● sie können Videofilme bewerten: Was gefällt mir, was nicht? Was macht mir Angst, was ist lustig?

● erfahren, dass Fernsehen gemacht ist und nicht immer die Realität zeigt

1. Einstieg: Sensibilisieren

Erinnern Sie sich gemeinsam an das eigene Fernsehverhalten – was hat sich verändert? Gab es strenge Regeln und hat man sich daran gehalten? Auch in Kleingruppen als Einstieg möglich!

2. Einblick geben

Berichten Sie, welche Figuren, Held:innen und Sendungen gerade sehr beliebt sind und was die Kinder über ihre Video-Gewohnheiten erzählen. Verdeutlichen Sie, wie gerne Kinder darüber erzählen.

3. Austausch anregen

Welche Regeln gelten im jeweiligen zu Hause und sind sie sinnvoll? Welche Erfahrungen machen Eltern hier und können sie sich darüber austauschen?

4. Medienkompetenz vermitteln

Machen Sie die Eltern in einem kurzen Referat damit vertraut, wie kleine Kinder Videoinhalte wahrnehmen und worauf man auch zu Hause achten sollte.

5. Abschluss: Eindrücke sammeln

Was nehmen die Eltern mit nach Hause?

Spiele zum Thema Filme-Gucken für Kindergartenkinder

Wenn das Thema Filme gucken Einzug in den Kindergarten hält, ist es gut, dafür einen festen Ort zu schaffen. Können Sie in der Spielecke ein Studio einrichten, mit einem alten Karton als Fernseher, in den sich Kinder hineinstellen und Situationen nachspielen können, die sie gesehen haben?

Bieten Sie den Kindern Bilder der aktuell beliebtesten Figuren an und hängen Sie die Bilder gemeinsam auf eine Schnur. Betrachteten Sie sie gemeinsam und versuchen Worte für Faszination oder Ablehung zu finden: Warum findest du XY toll/blöd/gruselig? Welche Gefühle hast du, wenn du XY siehst? Was genau ist so toll/blöd an XY?

Welten in Serien und Filmen werden gemacht. Hinter allem, was zu sehen ist, stehen Menschen und ihre Entscheidungen. Regen Sie den Gedanken an: Ich kann auch selbst gestalten! Für mitgebrachte oder gebastelte Held:innen werden neue Behausungen und Landschaften gebaut. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, dabei entstehen ganz neue Geschichten.

In Kleingruppen bereiten die (größeren) Kinder kurze Szenen oder Geschichten aus gesehenen Videos vor. Die Szenen werden dann für die ganze Gruppe aufgeführt.

Gemalte oder ausgeschnittene Bilder der Lieblingssendungen werden auf eine Waagschale gelegt, dann wird gefragt: Was könnte man anstatt des Video-Guckens noch unternehmen? Vorbereitete Bilder von beliebten Tätigkeiten (Spielplatz-Besuch, Lesen, Schwimmen, Kuscheln, Radfahren...) werden auf die andere Waagschale gelegt. Es gibt bestimmt viele Gründe, auch einmal nichts zu gucken.

Übungen zum Sehen, Hören und kreativen Mediennutzung

Spiel-Ideen zum Thema Sehgewohnheiten

Auf einem Tisch werden etwa zehn Gegenstände präsentiert. Die Kinder betrachten die Dinge genau. Alle Kinder drehen sich um. Ein Gegenstand wird entfernt – was fehlt?

Die Kinder sitzen im Kreis und alle Schuhe liegen in der Mitte Jedes Kind kommt der Reihe nach in die Mitte und ordnet ein Paar Schuhe dem Kind zu, an dessen Füßen es sie vorher bemerkt hat.

Ein großformatiges Bild (zum Beispiel ein Tierposter) wird mit mehreren Teilen Papier abgedeckt. Nun wird das Puzzleteil für Puzzleteil entfernt. Die Kinder raten, was zu sehen ist.

Die Kinder filmen sich gegenseitig in verschiedenen Kameraeinstellungen (Totale – weit weg bis Naheinstellung – nah dran). Und aus unterschiedlichen Perpektiven: Froschperspektive (von unten) und Vogelperspektive (von oben). Jetzt können die Kinder ihre Eindrücke beschreiben: Wie sieht der Partner jeweils aus? Wie fühle ich mich als Zuschauer bei der jeweiligen Einstellung.

Es werden ausreichend gleich große rechteckige Karten aus festem Papier oder dünner Pappe zurechtgeschnitten. Ein kurze Szene wird Phase für Phase auf die Karten gezeichnet und dann zusammengeheftet.

Eine schöne Vorlage mit Elefant und Maus finden Sie hier.

Die Kinder denken sich eine kurze Geschichte aus. Jedes Kind sucht sich einen Satz/Absatz aus, den es bebildern will und malt die Szene dazu. Alle Papiere müssen gleich groß sein! Die Bilder werden chronologisch zu einem langen Filmstreifen zusammen geklebt. Jetzt kann der Film durch einen Pappbildschirm gezogen werden: Dazu einen Pappkarton an beiden Seiten aufschlitzen. Bild für Bild wird durch den Guckkasten gezogen, der Film läuft ab. Der Pädagoge, die Pädagogin liest die Geschichte dabei vor oder ein Kind erzählt sie.

Diese Aktion kann man schön abfilmen und später noch einmal gemeinsam anschauen!

Spiel-Ideen zum Thema Hörgewohnheiten

Stellen Sie verschieden Musiken zusammen. Wichtig ist dass die Kinder lernen, welche Wirkung Musik auf sie hat. Hören sie gemeinsam Musik und benennen Sie verschiedene Stimmungen. Ist die Musik fröhlich, traurig oder spannend? Es darf auch getanzt werden!

Eine gute Übung, um das Gehör zu sensibilisieren und Orientierung und die Motorik zu aktivieren, ist folgendes Spiel: Die Kinder gehen mit verbundenen Augen. Sie reagieren dabei auf kurze, hohe, lange, tiefe, laute und leise Töne. Dabei bedeutet jeder Ton einen anderen Schritt, zum Beispiel lang = vorwärts, kurz = rückwärts.

Wenn das gut klappt, können auch weitere Tonsignale verwendet werden, zum Beispiel leise = links, laut = rechts, hoher Ton = sich strecken und weitere sind möglich.

Irgendwo tickt es doch! Nur wo? Alle sind mucksmäuschenstill, denn wer den versteckten Wecker zuerst findet, hat gewonnen und darf den Wecker in der nächsten Runde verstecken.

Unterschiedliche Bilder liegen auf dem Tisch. Welche Geräusche gehören dazu? Nehmen Sie beispielsweise ein Memoryspiel und halten sie nacheinander die Bilder hoch: Welches Geräusch machen Schwein, Auto, Wasserhahn und weitere? Die Kinder machen die Geräusche dazu.

Spiel-Ideen zum kreativen Medieneinsatz

Sich und andere fotografieren, macht deutlich: Ein Foto ist ein Abbild, es ist nicht echt. Fordern Sie die Kinder auf, Fotos von sich und ihrer Umwelt zu machen. Sie könne alleine oder zu zweit auf Bildersuche gehen. Gut ist eine Aufgabenstellung, zum Beispiel die Freunde, den Lieblingsplatz in der Kita oder den Spielplatz. Optimal wäre ein gemeinsames Anschauen am Monitor von Computer oder Tablet.

Nehmen Sie mit den Kindern Töne auf – mit dem Smartphone oder einem Aufnahmegerät. Die eigene Stimme, Geräusche in der Kita oder draußen. Hören Sie die Geräusche gemeinsam an und rätseln Sie: Welches Geräusch oder welche Stimme ist zu hören?

Bilden Sie Kleingruppen und ziehen Sie mit einer Kamera oder dem Tablet los. Die Kinder suchen ein Detail, zum Beispiel eine Schraube am Stuhl, das Ohr eines Kindes, die Struktur eines Teppichs. Die Kamera ganz nah an das Objekt halten und etwa zehn Sekunden lang aufzeichnen. Die Kamera nicht abschalten und weiter vom Objekt entfernen. Der ganze Gegenstand wird sichtbar. In der Gruppe wird die Kamera wieder an den Monitor angeschlossen und nun können alle gemeinsam rätseln, was zu sehen ist. Das Bild kann natürlich auch mit Pause länger angehalten werden.

Überlegen Sie mit den Kindern, welche Neuigkeiten es aus der Einrichtung gerade zu vermelden gibt. Ein neues Spielgerät, ein Geburtstag, ein Ausflug, das Wetter, fehlt jemand? Die Nachrichten werden reihum von Sprechern im Pappfernseher oder durch Kamera/Tablet per Direktübertragung für alle vorgetragen.

Probieren Sie im Kameramodus gemeinsam alles aus: Verschiedene Kameraeinstellungen, Perspektiven, schnelle und langsame Zooms und Schwenks. Alle Kinder können die Darstellung sehen: Es erscheint ein Abbild von Personen und der Umgebung. Das sieht ja aus, als hätte das Kind riesige Ohren! Das Kind sieht ja ganz klein aus! Das kommt ja ganz nah ran und wird dann immer größer! Wie sieht das Kind denn in Wirklichkeit aus – wie wirkt die gefilmte Version? Mit welchen Mitteln kann ich welche Wirkung erzielen?